- orale Phase
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nach der Lehre S. Freuds die erste Phase der menschlichen Sexualentwicklung (etwa von der Geburt bis zum Ende des ersten Lebensjahres); sie ist gekennzeichnet durch den Lustgewinn durch Saugen, Lutschen, später zusätzlich durch Beißen (oral-sadistische Phase) mit dem Ziel des Einverleibens. In der frühen oralen Phase (erste vier bis sechs Lebensmonate) reagiert das Kind nur auf Teilaspekte des Objektes, erst danach (späte orale Phase) wird eine Personalbindung an die »Mutter« aufgebaut, die Person, die in der Regel bedingungslose Fürsorge und emotionale Zuwendung gewährt. Spätere Fixierung auf die orale Phase (etwa durch eine zu frühe Entwöhnung von Brust oder Flasche) kann im Erwachsenenalter zu schweren psychischen Störungen führen. Eine Verarbeitung der oralen Phase im Erwachsenenalter liegt dem von Freud und K. Abraham beschriebenen »oralen Charakter« zugrunde, einer Persönlichkeitsabweichung, die sich in extremer Passivität und Liebebedürftigkeit (Anspruch des »Versorgtwerdens«) oder in oraler Aggressivität (z. B. exzessives Rauchen, Reden) manifestieren kann.
Universal-Lexikon. 2012.